Wie man das SAMR-Modell anwenden kann, um Präsenztrainings auf Remote-Trainings umzustellen

In unserem letzten Artikel haben wir Vor- und Nachteile unterschiedlicher digitaler Lernumgebungen vorgestellt. An die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte digitale Lernumgebung knüpft meist die Frage an, welche Kurskonzepte wie digitalisiert werden können. Das SAMR-Modell, welches von Ruben Puentedura definiert wurde, bietet hier eine hilfreiche Unterstützung, da es einen Leitfaden für die Umwandlung von Präsenztrainings in vollständige Remote-Trainings stellt.

Schauen wir uns diese vier Buchstaben daher genauer an: In diesem Artikel stellen wir dir einige Ideen vor, die auf den Erfahrungen bei der Gestaltung und Durchführung von Remote-Trainings basieren.

Das SAMR-Modell fokussiert zwei Facetten der Weiterentwicklung von bestehenden Trainingskonzepten – Substitution und Augmentation – als auch zwei Facetten der Transformation – Modifikation und Neudefinition – die aufeinander aufbauen.

S für Substitution (= Ersatz)
Bei der Substitution steht der Austausch von Präsenzelementen in Remote-Lösungen im Fokus. Die ausgewählte Technologie fungiert hier also als direkter Ersatz des Arbeitsmittels, ohne dass sich die Funktion im Lernprozess ändert. Trotzdem kann der Kurs dann auf erweiterten oder komprimierten Lerneinheiten basieren. Die Herausforderung für den Lehrenden besteht darin, den Teilnehmenden ein ähnlich unkompliziertes Lernerlebnis im Vergleich zum Präsenzlernen zu ermöglichen, indem sinnvolle Toolfunktionen eingesetzt werden.

Hier sind einige Ideen, um dieses Ziel zu erreichen:

  • Nutze einfache Funktionen des verwendeten Tools für Live Online Sessions, wie z. B. die Chatfunktion, um die Beteiligung der Lernenden zu fördern
  • Wechsel zwischen Präsentationen und Einzel- oder Gruppenarbeit ab. Jane Hart hat in ihrer Panel-Analyse den Trend „Back to basics“ erwähnt. So gehört PowerPoint im Jahr 2020 zu den am häufigsten verwendeten Präsentationstools, da es viele Animationsfunktionen bietet, die die Konzentration der Lernenden aufrechterhalten
  • Verwende kostenlose digitale Animationstools (Answer garden , Wordart, usw.), eingebettete Tool-Funktionen (z. B. Whiteboards für eine Brainstorming-Sitzung) oder Lösungen mit einem Freemium-Modell (Wooclap, Beekast, Klaxoon usw.), um digital und kollaborativ Inhalte zu generieren.

A wie Augmentation (= Funktionale Erweiterung)
Mit digitalen Werkzeugen kann man oft mehr tun, als nur eine Aufgabe zu ersetzen. Sie kann um Handlungen erweitert werden, die zuvor anderweitig unterstützt wurden und weniger unmittelbare Interaktion und Aktivierung bewirkten. Die ausgewählte Technologie dient hier also als direkter Ersatz für eine analoge Aktivität, jedoch mit funktionalen Verbesserungen in Bezug auf den Lernprozess.

Zum Beispiel ist es heute möglich:

  • Quizergebnisse sofort in einer digitalen Anwendung (z.B.: Kahoot …) abzurufen und schnell auf diese zu reagieren oder Teilnehmende über die Chatfunktion abstimmen zu lassen
  • Der Ausdruck von Gefühlen, Zustimmung und Stimmungen durch die Verwendung von Emoticons, ebenso wie das ändern deines Hintergrunds, um den Teilnehmenden das Verständnis für das jeweilige Lernszenario zu erleichtern
  • Das Einbinden der Lernenden in den Kurs (Selbstdiagnose, Anschauen von Videos, Blog-Posts oder E-Learning-Module), damit sie unabhängig vom Kursformat mit dem Training beginnen können. Ebenso wie die Kollaboration im Training, z.B. durch das Arbeiten an gemeinsamen Dokumenten (digitale Whiteboards, gemeinsame Dokumente in Teams usw.)

M wie Modifikation (=Umgestaltung des Lernprozesses)
Neue Technologien ermöglichen es, den Lernprozess neu zu denken. Ein Beispiel hierfür ist die Integration von asynchronen Lerninhalten in einen Lernpfad, wie etwa ein E-Learning oder auch Learning Nuggets, wie sie eine kurze Videosimulation oder ein OnePager darstellen können. Dies vereinfacht es für den Lehrenden einen nachhaltigen und selbstbestimmten Lernansatz zu verfolgen. Bei der Gestaltung von Inhalten und den damit verbundenen Aufgaben empfiehlt es sich daher, diese neuen Möglichkeiten zu berücksichtigen.

Hier sind weitere Ideen für die Umgestaltung des Lernprozesses:

  • Ermögliche einen digitalen Austausch zwischen Lernenden und Lehrenden in Folge des Trainings: Nutze Foren, um sich über Inhalte austauschen zu können oder etabliere ein digitales Wiki um dieses als Nachschlagwerk zur Verfügung stellen zu können
  • Binde neue digitale Lerntrends wie Social Learning oder Gamification ein, um die Motivation der Lernenden zu fördern

R wie Neudefinition (=Neuartige Lernprozesse)
Technologie ermöglicht ereignisbasiertes Lernen unter Verwendung einer breiten Palette von Werkzeugen und Methoden, die Aufgaben neu definieren. So kann auch z.B. Virtual Reality eingesetzt werden, um aus der Ferne operative Aufgaben zu trainieren. Der Lehrende erklärt die zu erledigenden Handlungen direkt am Arbeitsplatz, ohne dass die Teilnehmenden vor Ort sein müssen. Die Technologie ermöglicht hier also die Erstellung neuer Aufgaben und Inhalte, die vorher nicht möglich waren.

Ein einzigartiges Beispiel ist außerdem, die Teilnehmenden aufzufordern, den Trainingssprints zu wählen, der am besten zu ihrem Profil passt. Die Auswahl wird im virtuellen Klassenzimmer durch den Trainer genutzt und durch die im LMS vorhandene Technologie unterstützt. So kann eine neue, bisher nicht mögliche Aufgabe aus der Ferne erstellt werden.

Das SAMR-Modell bietet eine gute Anleitung für die Umstellung vom Präsenztraining zum Remote-Training. Es erlaubt, den Kurs so einfach wie möglich zu halten und eine digitale kognitive Überlastung zu vermeiden, die dem Lernprozess abträglich sein kann.

Hast du weitere Ideen, wie die einzelnen Schritte umsetzbar sind? Teile diese gerne mit uns in den Kommentaren!

Hier geht’s zum Originalartikel.

Schreibe einen Kommentar