Zuletzt haben wir über die Entwicklung des LMS (Learning Management System) in den letzten Jahren gesprochen. Der Lernkulturwandel vollzieht sich in und durch die Bereitstellung technologischer Möglichkeiten. Daher möchten wir heute über die Anforderungen, die ein LMS zukünftig erfüllen sollte, nachdenken, nämlich die Förderung und Unterstützung wirklicher „Lern-Erlebnisse“.
Um die zukünftigen Anforderungen an ein LMS zu definieren, ist es wichtig die Perspektive zu wechseln und dem Begriff „Learning Experience Management System“ (L(E)MS) eine Bedeutung zu geben.
Ein L(E)MS sollte in der Lage sein, die Lernerfahrung optimal zu unterstützen und das Engagement der Lernenden mit abwechslungsreichen und interessanten Lernangeboten belohnen.
Hierbei ist das individuelle Engagement der Lernenden viel mehr als die bloße Nutzung eines L(E)MS – es geht um mehr als die Anzahl eingeschriebener User und ihre Abschlussquoten. Engagement bedeutet hier, dass die Lernenden ihre Aufmerksamkeit einer Lernaktivität widmen, also präsent sind. Wir können dieses Engagement erkennen, wenn die Motivation hoch bleibt und Lernaktivitäten über längere Zeiträume zu erkennen sind.
Es sind 8 Merkmale, die nach unserer Auffassung eine Learning Experience Management System kennzeichnen.
1. Lernende finden leicht, was sie brauchen, um sich zu fokussieren.
Ein auf Experience ausgelegtes LMS ist Lerner-freundlich! Die Usability ist einfach, selbsterklärend und mit eindeutigen Hinweisen versehen, was wann und wo zu tun ist.
2. Mehr als nur Training – Lernprozessbegleitung für Lernende
Wenn der/die Lernende auf ein konkretes Problem im Berufsalltag stößt, muss er/sie den Inhalt zur Lösung des Problems einfach und schnell finden. Ein L(E)MS ist auch im Nachgang eines Trainings für die Lerner zugänglich, um das Gelernte „on-the-job“ zu üben und die Kenntnisse vertiefen zu können.
3. Jeder kann seinen eigenen Fortschritt sehen und überwachen
Das auf ein „Lernerlebnis“ ausgerichtete System unterstützt Lernende dabei die individuellen Bedürfnisse zu erkennen, den eigenen Kenntnisstand und die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen. Es beinhaltet Empfehlungen, über die auf sinnhafte Ergänzungen und/oder notwendige Basisinformationen zugegriffen werden können. Ganz zu schweigen von den Trainer*innen, die den Fortschritt der Gruppe verfolgen und individuelle Unterstützungsleistungen aktiv erbringen können.
4. Lernende profitieren von sog. Verstärkungsstrategien
„Lernergebnisse“ direkt in den Berufsalltag zu integrieren ist das eigentliche Ziel. Wiederholungen sind wichtig und erforderlich um das Gelernte zu „speichern“ und später automatisch abrufbar zur Verfügung zu haben (s. auch Vergessenskurve). Daher sind die Zeitintervalle, in denen Wiederholungen im Lernprozess erfolgen, entscheidend für eine sichere Anwendung in der Zukunft. Die Verstärkungen beziehen sich auf den sinnhaften Wiederholungsrhythmus.
5. Gamification – das neue Zauberwort!?
Bei manchen Themen ist es hilfreich und motivationsfördernd wenn beispielsweise ein Wettbewerb durch sog. Ranglisten entsteht, oder Lernende miteinander und/oder gegeneinander spielerisch antreten. Doch hier ist auch Vorsicht geboten: ein positiver Wettbewerb kann das Engagement fördern – ist aber kontraproduktiv wenn kollaboratives Lernen im Vordergrund steht. Daher sollte ein L(E)MS darauf ausgerichtet sein spielerische Elemente im Lernprozess an den passenden Stellen vorzuhalten.
6. Positive Emotionen fördern und die Selbststeuerung jedes Lernenden Wert schätzen
Auf einem auf „Lernerlebnis“ ausgerichteten LMS können sich alle User frei entscheiden, wie sie sich in der Umgebung bewegen, welche Inhalte sie brauchen und wie sie sich einbringen. Es gibt keine Beschränkungen, dafür aber regelmäßige Anerkennung und Beiträge. Dies gilt für die Lernenden ebenso, wie für die Trainer und die Supportteams, denn sie alle tragen zu einem positiven Lernerlebnis bei.
7. Sozialen Interaktionen zwischen allen Lernphasen Raum lassen – sie entsteht wie von selbst
Die Möglichkeit zum kontinuierlichen Kommunikationsfluss – vor, während und nach synchronen Ereignissen – fördert den Austausch von Ideen und Erfahrungen zwischen den Lernenden und ihren Trainer*innen.
8. Individuelle Lernerfahrungen konfigurieren – weit mehr als Nutzereinstellungen
Die meisten LMS bieten Optionen für den Benutzer, um seine Voreinstellungen festzulegen (wie sie kontaktiert werden möchten, ihre Datenschutz- oder Sicherheitseinstellungen, Benachrichtigungsformate usw.). Diese Optionen sind wichtig, weil sie dem Benutzer Kontrolle geben, aber sie schaffen nicht das, was wir ein persönliches Lernerlebnis nennen. Ein Learning Experience Management System geht weit über diese Konfigurationen hinaus!
Fassen wir noch einmal zusammen:
Zukünftig benötigen wir in der Mitarbeiterentwicklung ein auf Lernerlebnis ausgerichtetes LMS, um den Lernenden die bestmögliche erlebnisorientierte Erfahrung im Lernprozess zu ermöglichen.
Wie stellst du dir dein Learning Experience Management System vor? Welche Aspekte sind dir dabei wichtig? Schreib uns deine Meinung gerne in die Kommentare. Bis nächste Woche!