Lernmotivation fördern mit Hilfe des ARCS-Modells

Erfolgreiches und nachhaltiges Lernen hängt maßgeblich von der Einstellung der Lernenden und deren Motivation im Hinblick auf fokussierte Lernziele ab. Sowohl für die Lernenden selbst als auch für diejenigen, die Lernsettings konzipieren, ist es daher hilfreich, sich damit auseinanderzusetzen, welche Faktoren Motivation beeinflussen können und wie diese bei der Konzeption von Lernsettings berücksichtigt werden können.

Du konzipierst gerade ein Lernsetting und möchtest wissen, wie du Faktoren der Motivation zielgerichtet berücksichtigen kannst? In diesem Blogbeitrag lernst du das ARCS-Modell kennen, welches 4 Facetten der Motivation berücksichtigt und leicht angewendet werden kann.

Ein etabliertes Konzept und Grundlage einiger Motivationstheorien ist das Erwartung-Wert-Prinzip. Diesem Konzept folgend wird die Motivation eines Lernenden dadurch bestimmt, welchen subjektiven Wert das Lernziel für den Lernenden hat und wie hoch dieser die Wahrscheinlichkeit einschätzt, dieses Ziel erreichen zu können. Das ARCS-Modell von John Keller teilt die Grundzüge dieses Prinzips, aber bietet darüber hinaus konkrete Handlungsempfehlungen für das Instruktionsdesign. Das Modell basiert auf vier motivationsfördernden Ansatzpunkten im Lernprozess. Diese vier Punkte bilden das Akronym ARCS und stehen für Attention (= Aufmerksamkeit), Relevance (= Relevanz), Confidence (=Erfolgserwartung) und Satisfaction (=Zufriedenheit):

#1 Aufmerksamkeit
Nach Keller kann Aufmerksamkeit entweder geweckt werden, indem der Fokus des Lernenden auf den Lerninhalt bewusst getriggert wird oder in dem der Lernende in das Lernsetting aktiv involviert wird. Die folgenden Methoden können hierbei hilfreich sein:

  • Mithilfe von Humor oder Irritationen den Fokus lenken: Indem ein Lerninhalt humorvoll eröffnet wird, kann die Aufmerksamkeit des Lernenden geweckt werden, da hierbei Wahrnehmung auf den Lerninhalt fokussiert wird. Dies passiert auch, wenn thematisch relevante Aussagen oder Fakten präsentiert werden, die im Widerspruch zu dem stehen, was der Lernende bereits kennt und weiß.
  • Aktive Partizipation fördern und Methodenvielfalt berücksichtigen: Interaktionen, wie praktische Übungen und Spiele, ermöglichen eine aktive Teilnahme am Lernprozess. Dies kann zum einen durch die Verwendung von konkreten Beispielen aus der Praxis unterstützt werden, da den Lernenden auf diese Weise der konkrete Nutzen in der Praxis aufgezeigt wird. Zum anderen unterstützt der Einsatz verschiedener Medien die Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit. Auf diese Weise können die Aufmerksamkeit und die Neugier auf die Lerninhalte aufrechterhalten werden.

#2 Relevanz schaffen:
Ein Lernsetting motiviert die Lernenden, wenn die Relevanz und der Wert der Lerninhalte aufgezeigt werden. Die folgenden Strategien werden von Keller empfohlen:

  • An Vorwissen anknüpfen und Wahlmöglichkeiten aufzeigen: Indem eine Verbindung zwischen neuen Lerninhalten und Vorwissen hergestellt wird, wird den Lernenden ein Gefühl der „Kontinuität“ vermittelt. Im Anschluss daran ist es wichtig, den Lernenden die Möglichkeit zur Flexibilisierung ihres Lernsettings zu geben. Erwachsene wissen oft viel konkreter, was sie wie lernen wollen. Werden diese Faktoren berücksichtigt, ist dies insofern motivierend für die Lernenden, da ihnen dadurch bewusst ist, dass ihr Wissen passgenau erweitert und ihre Zeit sinnvoll genutzt wird.
  • Aktueller zukünftiger Wert der Lerninhalte aufzeigen: Ein wichtiger Motivationsfaktor für Erwachsene ist die Nützlichkeit der Lerninhalte in Bezug auf aktuelle Probleme, mit denen sie konfrontiert sind. So lernen Erwachsene weniger auf Vorrat, sondern viel mehr problemorientiert. Der direkte Zusammenhang zwischen den zu erwerbenden Fähigkeiten und den aktuellen oder in der nahen Zukunft auftretenden Problemstellungen, sollte daher aufgezeigt werden. Um den Wert der Lerninhalte aufzuzeigen, kann es auch hilfreich sein Erfolgsmodelle von Menschen zu präsentieren, die die neu erlernten Fähigkeiten erfolgreich angewandt haben.

#3 Erfolgserwartung entwickeln:
Nach Keller sollte den Lernenden ein Gefühl der Zuversicht vermittelt werden, sodass die Lernenden die Erwartungshaltung haben, dass sie erfolgreich sein können. Diese Haltung kann durch folgende Prinzipien unterstützt werden:

  • Ziele, Voraussetzungen und Fortschritte transparent machen: Es ist sehr wichtig, dass die Lernenden im Voraus wissen, was genau sie erreichen sollen und was von ihnen erwartet wird. Indem die Lernenden motiviert werden, kleine Schritte zu machen und indem diese Fortschritte ebenso aufgezeigt werden, werden die Lernenden durch kleine Erfolge konstant motiviert.
  • Feedback geben: Konstruktives Feedback ist ein weiterer wichtiger Faktor für die Motivation der Lernenden. Mithilfe von Feedback werden die Lernenden ermutigt, Lerninhalte zu wiederholen oder selbstbewusst fortzufahren, indem ihnen Sicherheit in ihrem Lernfortschritt gegeben wird.

#4 Zufriedenheit durch intrinsische oder extrinsische Belohnung erzeugen:
Die letzte Facette des ARCS-Modells ist die Zufriedenheit. Indem die Lernenden zufrieden sind mit dem, was sie gelernt haben, kann die Motivation in Bezug auf die Lerninhalte erhalten bleiben:

  • Extrinsische Belohnung: Der Lernprozess muss den Lernenden eine Art von Belohnung bieten, sei es in Form eines Erfolgserlebnisses, eines Zertifikats oder eines Lobs durch den Trainer. Die externe Anerkennung des Lernprozesses gibt den Lernenden das Gefühl, etwas erreicht zu haben.
  • Unmittelbare Anwendung: Die Lernenden sollten das Gefühl haben, dass die neu erlernten Fähigkeiten aktuell oder in naher Zukunft nützlich sein werden, auch indem die Lernenden ermutigt werden, diese in der realen Welt anzuwenden. Dies kann für die Lernenden eine intrinsische Belohnung darstellen, da sie die Zeit und die Mühe, die sie investiert haben, als lohnend empfinden.

Das ARCS-Modell kann folglich als Motivationsansatz für das Lernen betrachtet werden, den Instruktionsdesigner nutzen können, um noch fesselndere digitale Lernsettings zu entwickeln.

Einen weiteren interessanten Beitrag zum Thema Motivation und Emotion findest du hier. Welches ist deine bevorzugte Strategie, um die Förderung und Aufrechterhaltung von Motivation systematisch in der Lernkonzeption zu berücksichtigen? Schreib‘ uns gerne unter: digital-learning@integrata-cegos.de.

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