Der Weg hin zum selbstorganisierten Lernen

Ob selbstgesteuertes, selbstständiges, informelles, selbstbestimmtes oder selbstorganisiertes Lernen – bei all diesen Formen des Lernens übernimmt der Lernende Verantwortung für seinen Lernprozess. In der Schule wurde uns allerdings häufig das Gefühl vermittelt, der Lehrer sei verantwortlich für unseren Erfolg. Und auch als Erwachsene sitzen wir dann in Seminaren und gehen davon aus, dass der Trainer (nun die Rolle des Lehrers übernimmt und somit) für unseren Lernerfolg verantwortlich ist.

Von diesem festgefahrenen Gedanken, der Lehrer bzw. Trainer allein seien verantwortlich für den Lernerfolg, müssen wir lernen uns zu distanzieren. Wichtig ist, dass der Lernende seine Verantwortung im Lernprozess erkennt und auch über ausreichend Motivation verfügt, diesen zu gestalten.

Auf Seiten der Lehrenden heißt das damit auch, die Lernumgebung so individuell wie möglich zu gestalten, um die Motivation zu fördern. In Anlehnung an Deci und Ryan, nennen Herold und Herold vier Grundbedürfnisse, die dabei die Lernmotivation beeinflussen: Eigenständigkeit, Eingebundensein, Erfolg und Sicherheit. Sei es bei Präsenztrainings oder im digitalen Lernen, die Lerninhalte sollten dem Lerner so angeboten werden, dass er seine Bedürfnisse erfüllen und damit die Motivation für seinen Lernprozess aufbauen und erhalten kann. Gut also, dass sich die Lernmotivation durch den Einsatz von neuen Bildungsmedien steigern lässt.

Wie können diese Bedürfnisse in einer digitalen Umgebung erfüllt werden?

  • Zum einen müssen die Lernenden die Möglichkeit haben, ihren Lernprozess eigenständig gestalten zu können. Beim Lernen mit digitalen Elementen kann der Lernende selbst entscheiden, wann, wie lange und wo gelernt wird. Eine Möglichkeit ist hier auch der Einsatz von digitalen Lernpfaden, die sich optimalerweise je nach Angaben des Lernenden angepasst gestalten lassen und sich so ein zielgerichtetes, individuell zugeschnittenes Lernprogramm ergibt.
  • Zum anderen sollten Lernende in die Lernumgebung eingebunden sein und sich integriert fühlen. Sei es durch eine Leitfigur in einem Web Based Training oder eine Gruppe in Foren, Chats oder Virtual Classroom Trainings. Hier können bspw. Lernziele gemeinsam reflektiert werden.
  • Selbstverständlich darf das Erfolgsgefühl nicht ausbleiben, um weiter Interesse und Motivation am Lernen zu haben. Die Lernzielkontrollen sollten daher nicht zu leicht und nicht zu schwer gestaltet werden und nach dem Durcharbeiten der Lernmaterialien lösbar sein. Zusätzlich können Gamification-Elemente, wie kleine Auszeichnungen das Erfolgsgefühl positiv beeinflussen.
  • Nur durch gut vermitteltes Wissen kann sich der Lernende am Ende sicher fühlen, die gelernten Themen auch später anwenden zu können. Dazu gehört zum Beispiel die Möglichkeit auch nach dem Training noch auf die Lernmaterialien zugreifen zu können oder sich im Nachhinein auch nochmals zu einem Follow-up zu treffen.

Quelle: Herold, C./Herold, M. (2013): Selbstorganisiertes Lernen in Schule und Beruf. Gestaltung wirksamer und nachhaltiger Lernumgebungen. Weinheim/Basel: Beltz, 2. Aufl.

 

Was hilft dir motiviert und eigenständig zu lernen? Wir freuen uns auf deine Kommentare.

Alle Rechte vorbehalten (Sophia Purmann)

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