Wie lernen Erwachsene? – 5 Lernfaktoren und wie diese digital berücksichtigt werden können

Um Lernziele konsequent verfolgen zu können und ein erfolgreiches Lernergebnis zu erzielen, kann es sehr hilfreich sein zu wissen, wie Erwachsenen grundsätzlich lernen. Kennt man die damit verbundenen Unterschiede zu den Lernprozessen von Kindern und Jugendlichen, können diese in der Planung eines Trainings berücksichtigt werden und als Lernmotivatoren zu Nutze gemacht werden.

Dieser Artikel konzentriert sich daher auf 5 Faktoren, die das Lernen von Erwachsenen beeinflussen und gibt außerdem passende Methoden an die Hand, wie diese Faktoren auch digital umgesetzt werden können. Bist du neugierig?

Ein sehr bekanntes Konzept in Bezug auf Lernfaktoren Erwachsener, insbesondere im Unterschied zu Lernprozessen von Kindern und Jugendlichen, bietet die Knowles-Theorie. Diese wurde benannt nach Malcolm Knowles, einem US-amerikanischen Pädagogen des 20. Jahrhunderts, der insbesondere das Feld der Erwachsenenbildung erforschte. Das Konzept umfasst die folgenden 5 Lernfaktoren:

#1 Selbstkonzept: Erwachsene verfügen über ein ausgereifteres Selbstkonzept als Kinder. Dies liegt mitunter daran, dass sie im Gegensatz zu Kindern eine Vielzahl an Erfahrungen und Kenntnissen, die ihre Identität und Weltanschauung prägen, erworben haben. Daher agieren Erwachsene im Vergleich unabhängiger und selbstgesteuert. In der Trainingskonzeption sollte deswegen berücksichtigt werden, dass Erwachsene bereits kompetent sind und selbst die Initiative ergreifen, um Ihren Zielen und Bedürfnissen gerecht zu werden. Dieser Faktor spiegelt sich daher im Ansatz des „selbstgesteuerten Lernens“ wider. Hier werden Erwachsene aktiv in den Lernprozess eingebunden.

Eine Methode, die sich einfach digital umsetzen lässt und an dieses Konzept anschließt, ist die Methode des „Open Space“. Ausgehend von einem Leitthema, sammeln die Teilnehmenden selbstständig Unterthemen, stimmen über diese ab und bilden im Anschluss Arbeitsgruppen, deren Ergebnisse abschließend zusammengetragen und diskutiert werden. Digital umgesetzt werden kann dies mit jedem Konferenztool, dass über die Funktion der Breakout-Rooms verfügt, in denen sich die Arbeitsgruppen treffen und gemeinsam arbeiten können.

#2 Lernerfahrung: Die Erfahrungen, die Erwachsene bereits gesammelt haben, führen nicht nur dazu, dass im Lernprozess eine hohe Selbststeuerung der Inhalte berücksichtigt werden sollte, sondern auch, dass all das, was Erwachsene neu lernen, vor dem Hintergrund der bereits gesammelten Erfahrungen bewertet wird. Das bedeutet zum einen, dass neues Wissen immer an bereits vorhandenes Wissen anknüpfen sollte, aber auch, dass Erwachsene daher ausgehend von ihren Erfahrungen sehr stark interessengeleitet und nutzenorientiert lernen.

Eine Methode, die sicherstellt, dass neuer Lerninput an bestehendes Wissen anknüpft und zu den eigenen Interessen passt, ist die Methode „Das-geht-nicht“. Diese stellt einen hohen Lerntransfer her und löst Lernwiderstände auf, indem der neue Input vor dem Hintergrund der individuellen Praxisbeispiele der Teilnehmenden bewertet wird. Die Teilnehmenden suchen aktiv und gemeinsam nach Gründen, warum der Input nicht auf die eigene Situation übertragbar ist, um im Anschluss gemeinsam konstruktive Lösungen für diese Umsetzungshürden zu suchen. Dies stellt eine Passgenauigkeit zu den Erfahrungen der Lernenden her und ist in jedem Live Online Training problemlos umsetzbar.

#3 Lernbereitschaft: Ein weiterer Faktor, der das Lernen von Erwachsenen beeinflusst, ist, dass diese insbesondere eine hohe Lernbereitschaft in Bezug auf die sozialen Rollen, die sie ausüben, aufweisen. Diese Rollen können dabei den privaten und den beruflichen Kontext umfassen. Erwachsene weisen daher vor allem dort eine hohe Lernmotivation und ein hohes Lerninteresse auf, wo sie einen hohen Nutzen in Bezug auf eine Rolle, die sie ausüben, sehen. Wenngleich die Gründe daher rationaler Natur sind, sollte der Lernprozess nicht ausschließlich auf einen Erwachsenen als rationales Wesen ausgerichtet sein, sondern Kopf, Herz und Hand, im Sinne des ganzheitlichen Lernens, miteinbeziehen.

Eine Methode, die zum einen an die Emotionen der Lernenden anschließt und Bezug auf eine bestimmte soziale Rolle nehmen kann, ist die Methode des „Storytellings“. Hierbei werden Lerninhalte in eine gut strukturierte Geschichte transferiert, die nicht nur jede Bildschirmpräsentation auflockern, sondern den Lernenden auch auf einer emotionalen Ebene ansprechen, indem er sich mit dem Handlungsstrang der Geschichte identifizieren kann.

#4 Lernorientierung: Erwachsene haben eine veränderte Perspektive auf das Lernen. So soll im Unterschied zum Bildungsprozess von Kindern nicht auf Vorrat gelernt werden, sondern die sofortige Anwendung des Gelernten im Hinblick auf eine spezifische Problemstellung soll im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Erwachsene präferieren in der Regel daher Ansätze des problemorientierten Lernens, die einen konkreten Mehrwert für die Praxis bieten. Folglich ergibt sich daraus, dass Erwachsene Informationen dann besser abspeichern, wenn sie den Grund kennen, warum ein bestimmter Lerninhalt für sie von Nutzen ist.

Eine Methode, die auf dem Lernansatz des problemorientierten Lernens basiert und ein digitales „über die Schulter schauen“ ermöglicht, ist die Methode des „Working out Loud“. Das Lernkonzept sieht hierbei vor, dass sich Teilnehmende mit ähnlichen Themen und Problemstellungen zusammenschließen und sich für einen definierten Zeitraum regelmäßig digital treffen. Jeder Teilnehmer verfolgt hierbei seine eigene Problemstellung und stellt diese den anderen vor. Gemeinsam wird hier daher von und mit den Problemstellungen der anderen gelernt.

#5 Lernmotivation: Erwachsene sind überwiegend intrinsisch motiviert, da sie sich aus einem bestimmten Grund und mit einem bestimmten Interesse für eine Weiterbildung entscheiden. Dieses Lerninteresse sollte in der Umsetzung eines Trainings berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass diese Lernmotivation eingelöst und beibehalten werden kann.

Eine Methode, die diese intrinsische Methode sichtbar machen und konkretisieren kann, ist der Einsatz eines Lernvertrages. Dieser ermöglicht eine gemeinsame Planung des Lernprozesses, die konkrete Festlegung des Lernbedarfes und der damit verbundenen Lernziele sowie die Definition der notwendigen Schritte und der benötigten Unterstützung. Digital kann dieser Lernvertrag problemlos gemeinsam an einem Whiteboard erarbeitet und gesichert werden.

Möchte man also die Faktoren, die eine Auswirkung auf das Lernen Erwachsener haben, berücksichtigen, sollte darauf geachtet werden, dass die Lernenden in den Lernprozess miteinbezogen werden, dass sie eigene Erfahrungen und individuelle Problemstellungen miteinbringen können und dass die Erreichung der Lernziele sichergestellt ist.

Kennst du weitere digitale Methoden, die helfen können, diese Faktoren zu berücksichtigen? Dann schreibe uns diese gerne in den Kommentaren.

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